Bonn – Schmerzen, Entzündungsschübe in den Gelenken und Erschöpfung: Rheumatiker müssen damit in ihrem Alltag zurechtkommen. Das wirkt sich häufig auch auf den Job aus. Seinen Beruf deshalb zwangsläufig an den Nagel hängen, muss man aber keineswegs.

Oft könne der Arbeitsplatz so umgestaltet werden, dass man seine berufliche Tätigkeit weiterhin ausüben kann, erklärt Marion Rink vom Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband in Bonn.

Arbeitgeber sind sogar gesetzlich verpflichtet, im Rahmen ihrer betrieblichen Möglichkeiten kranken Beschäftigten die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Wer etwa im Büro arbeitet und an einer in den Finger- und Handgelenken auftretenden Rheumatoiden Arthritis leidet, dem kann eine besondere Computertastatur samt Maus helfen.

Arbeitnehmer mit rheumatischen Beschwerden sollten so früh wie möglich das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten suchen, rät Anette Wahl-Wachendorf vom Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Dabei ist selbstbewusstes Auftreten wichtig. Sie rät, im Gespräch auf die eigenen Stärken hinzuweisen und gleichzeitig auf berufliche Reha-Möglichkeiten aufmerksam zu machen.

Mitunter sind betriebsgebundene Umbauten wie Auffahrrampen, automatische Türen, Treppenlifte oder barrierefreie Sanitäranlagen nötig, damit ein Arbeitnehmer weiterhin seinen Job machen kann. Oft werden Arbeitgebern für solche Investitionen vom Integrationsamt der jeweiligen Kommune Zuschüsse und Darlehen bewilligt, so Rink.

Für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sind unter anderem die Rentenversicherung, die gesetzliche Krankenversicherung, die gesetzliche Unfallversicherung, die Bundesagentur für Arbeit oder die Träger der Sozialhilfe zuständig. Diese sogenannten Reha-Träger haben in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Ansprechstellen für Rehabilitation eingerichtet. Rheumatiker können sich dort oder auch in den Landesverbänden der Rheuma-Liga beraten lassen.

Rheumatiker können beispielsweise Zuschüsse beantragen, wenn sie dauerhaft ein Auto brauchen, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen – und es erst gekauft oder behindertengerecht umgebaut werden muss.

Rheuma trifft nicht nur Ältere. Auch viele Jüngere leiden darunter. Nach Schätzungen der Deutschen Rheuma-Liga gibt es bundesweit 17 Millionen Erkrankte – viele von ihnen stehen mitten im Berufsleben. Welche Grenzen sind ihnen gesetzt?

«Generell sind nahezu alle Berufe für Rheumatiker geeignet», sagt Wahl-Wachendorf. Oft sind innerbetriebliche Veränderungen möglich, um die Arbeit zu erleichtern. Idealerweise kann die Tätigkeit möglichst in wechselnden Körperhaltungen ausgeübt werden, also sitzend, stehend oder gehend. So bleiben die Gelenke in Bewegung – das tut ihnen gut. Wenig förderlich sind Kälte, Erschütterungen am Arbeitsplatz – etwa als Arbeiter auf einer Baustelle – oder das Heben von Lasten.

Wenn eine Tätigkeit nicht mehr möglich ist, können Beschäftigte oft auf einen anderen Arbeitsplatz innerhalb der Firma wechseln. So kann etwa die Arzthelferin, die ihre Finger nicht mehr so gut bewegen kann und daher Probleme beim Blutabnehmen hat, am Empfang arbeiten. Oder der Heizungsbauer, der keine schweren Rohre mehr tragen kann, kümmert sich um den Kundendienst. Allerdings klappt so ein betriebsinterner Wechsel nicht immer. In solchen Fällen kommt gegebenenfalls eine Weiterbildung oder eine Umschulung infrage.

Mit einer Weiterbildung etwa kann sich ein Bäcker kaufmännische Fähigkeiten aneignen, so dass er in einem Unternehmen seiner Branche im Büro arbeiten kann. Mit einer Umschulung bereitet man sich auf ein völlig neues Tätigkeitsfeld vor. «Sowohl Weiterbildung als auch Umschulung werden von der Rentenversicherung oder von der Arbeitsagentur genehmigt und finanziert», erklärt Rink.

Wer aus gesundheitlichen Gründen in seiner Arbeitsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist, hat unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. «Aber in vielen Fällen sind Betroffene in der Lage, mithilfe von Medikamenten und gelenkschonender Bewegung in ihrer Freizeit ihre Erkrankung gut in den Griff zu bekommen», sagt Sigrun Rich von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.

«Für Rheumatiker werden von Vereinen häufig spezielle Bewegungsprogramme angeboten», erklärt Rich. Auch Sportarten wie Wassergymnastik oder Walken sind zu empfehlen. In Selbsthilfegruppen kann man von den Erfahrungen anderer profitieren – und sieht: Man ist mit seinem Schicksal nicht allein.

Fotocredits: Christin Klose,Michael Lübke
(dpa/tmn)

(dpa)