Von der Wirtschaft und der Politik wird seit Jahren regelmäßig wiederkehrend über den Fachkräftemangel in Deutschland geklagt. Vor allem Ingenieure werden verzweifelt gesucht – doch wie sieht die Realität tatsächlich aus?

In den Medien wird man nicht müde, die wirtschaftlichen Folgen des Fachkräftemangels hochzurechnen. Abiturienten werden umworben, sich unbedingt für ein Ingenieursstudium zu entscheiden. Die Unternehmen setzen darauf, dass sich auch Frauen zunehmend für ingenieurswissenschaftliche Fächer einschreiben, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die deutsche Industrie lebt von der Entwicklung neuer Produkte und braucht dafür Ingenieure.

Fachkräftemangel – doch keine Jobgarantie

Doch es gibt auch Stimmen, die die Diskussion über den Fachkräftemangel für unbegründet halten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) führte 2010 eine großangelegte Zukunftsstudie durch und sah im Ergebnis der Studie keine Anzeichen für einen zukünftigen Fachkräftemangel in Deutschland.

Noch immer ist die Zahl der arbeitslosen Ingenieure höher als die der offenen Stellen. So suchen tausende Bewerber mit einem abgeschlossenen Ingenieursstudium einen Job. Viele Hochschulabsolventen landen zunächst auf einer schlechtbezahlten Praktikantenstelle. Die Unternehmen halten sich mit Festeinstellungen trotz boomender Wirtschaft sehr zurück.

Hohe Erwartungen an die Bewerber

Für den Erfolg bei der Jobsuche sind die Branche und die Region entscheidend. Ein Ingenieur auf Stellensuche muss die Bereitschaft zur Mobilität mitbringen. Bewerber werden aus Altersgründen abgelehnt, weil sie nicht die erforderlichen Kenntnisse mitbringen oder zu hohe Gehaltsvorstellungen haben.

Die Firmen suchen Fachleute, die ohne viel Einarbeitung im neuen Job sofort loslegen können. Gesucht werden immer mehr hochgradige Spezialisten. So ist es für die Bewerber sehr schwer, dem gewünschten Profil in der Stellenanzeige wirklich zu entsprechen.
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