Selbst heute Fünfzigjährige haben noch erlebt, dass der Schulunterricht zum Teil nach Geschlechtern aufgeteilt wurde. Während Mädchen in Handarbeiten unterrichtet wurden, besuchten Jungen den Werkunterricht. Das hat sich geändert, heute lernen je nach Bundesland Schülerinnen und Schüler beides oder können unabhängig vom Geschlecht zwischen den Fächern wählen. Wirkt sich der gemeinsame Unterricht in technischen Fächern auf die weibliche Berufswahl aus?

Neue Stellen überwiegend mit Frauen besetzt

In den USA zeichnet sich eine Trendwende in Technikberufen ab. Während Frauen aktuell weniger als ein Drittel der Arbeitsplätze im Technik-Sektor bekleiden, beläuft sich der Anteil weiblicher Arbeitnehmer bei den Neueinstellungen für neu geschaffene Arbeitsplätze des Jahres 2013 auf gut sechzig Prozent. Das vergangene Kalenderjahr ist das erste Jahr, in welchem die Unternehmen der Technik-Branchen mehr Frauen als Männer eingestellt haben. Der Nachholbedarf ist groß: Bei führenden technischen Tätigkeiten wie als Ingenieur sind etwa zwölf Prozent der Angestellten weiblich. Noch extremer sieht die Situation bei Selbstständigen aus. Der Frauenanteil bei Start-Ups im technischen Bereich beläuft sich in den USA auf lediglich drei Prozent.

Lässt sich der Trend auf Deutschland übertragen?

Die einen Frauenanteil von mehr als sechzig Prozent bei neugeschaffenen Stellen nachweisende Studie stammt aus den USA. Viele Trends entwickeln sich zunächst in Nordamerika und gehen bald auf Europa über. Voraussetzung für eine verstärkte Beschäftigung von Frauen in technischen Berufen ist, dass sich mehr Studentinnen für die entsprechenden Studiengänge entscheiden. Tatsächlich nimmt der Frauenanteil an Technischen Hochschulen ebenso wie in den entsprechenden Fakultäten der Universitäten kontinuierlich zu. Dennoch stellen in fast allen technischen Studiengängen Männer die Mehrheit, auch wenn die Unterschiede abnehmen. Es hat sich gezeigt: Wenn Frauen sich für das Studium in einer technischen Disziplin entscheiden, stehen ihre Studienleistungen denen ihrer männlichen Kommilitonen in nichts nach. Somit ist auch für Deutschland zu erwarten, dass die Anzahl an Technikerinnen in verantwortlichen Positionen zunimmt.

Was gilt bei Ersatzeinstellungen?

Die amerikanische Studie hat sich ausschließlich mit der Besetzung neugeschaffener Arbeitsstellen befasst und dabei einen Frauenanteil von mehr als sechzig Prozent ermittelt. Sie hat nicht untersucht, welches Geschlechterverhältnis bei der Ersatzeinstellung auf bestehenden Planstellen herrscht. Eine tatsächliche Trendwende erfolgt jedoch erst, wenn insgesamt mehr Frauen als Männer in der Technik-Branche eingestellt werden.

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