Arbeitnehmer wollen im Job alles geben – und verzichten dafür auf Schlaf. Sie unterschätzen die regelmäßige Nachtruhe immer mehr, um dem Druck am Arbeitsplatz Stand zu halten und den Chef zufrieden zu stellen. Schlafmangel führt aber vor allem zu vielen Fehltagen und einer kürzeren Lebenserwartung – das zeigen zahlreiche Studien.

Schlafmangel wird häufig verharmlost

Jürgen Zulley, Professor für biologische Psychologie stellt klar, dass der Schlaf genauso wichtig für den Körper ist, wie Essen oder Trinken. Das Absurde: viele Betroffene beteuern, mit dem Schlafmangel auszukommen. Ob Bahnchef oder Moderatorin – alle verkünden, dass sie mit vier Stunden Schlaf zu Recht kommen würden. Selbst Angela Merkel berichtet von „kamelartigen Fähigkeiten“. Schlaf kann man aber nicht speichern und auf Knopfdruck abrufen, wenn man ihn braucht, beteuert Schlafexperte Zulley.

Zu wenig Schlaf führt zu vielen Unfällen und Fehltagen

Auch auf den Straßen macht sich der Schlafmangel bemerkbar. Eine Studie der US- Gesundheitsbehörde fand heraus, dass fast fünf Prozent der Autofahrer immer mal wieder in Sekundenschlaf verfallen. Die Folge: Die Unfälle wegen Müdigkeit liegen jedes Jahr bei 40.000 Verletzten und 1.500 Toten. Schlafmangel war auch an der Katastrophe in Tschernobyl schuld. Eine französische Wissenschaftlerin fand außerdem heraus, dass Arbeitnehmer, die nachts oft wachlagen, sechs Tage im Jahr krankheitsbedingt nicht zur Arbeit erschienen. Wer gut schlief, fehlte nur 2,4 Tage.

Häufig sind Herzprobleme die Folgen

Hirnforscher fanden heraus, dass ausgeschlafene Menschen viel vernünftiger und rationaler agieren, als diejenigen mit Schlafmangel. Müdigkeit senkt außerdem die Selbstdisziplin, sodass mehr Zeit auf Seiten wie Facebook verbracht wird, anstatt konzentriert zu arbeiten. Viele Arbeitnehmer sind aber auch lernfähig. 60 Prozent der deutschen Top-Manager gaben bei der oben erwähnten Studie an, dass sie einen bewussten Lebensstil pflegen und darauf achten, im Beruf fit zu sein. Langzeitstudien in Norwegen zeigen, dass die Menschen, die unter schlechtem Schlaf litten, häufiger Herzprobleme hatten. Der Grund sind die Stresshormone, die in der Nacht vermehrt ausgeschüttet werden, wenn man nicht ruhen kann. Forscher gehen sogar davon aus, dass sich bei häufigem Schlafmangel die Lebenserwartung verkürzt.
Jeder muss selbst herausfinden, wie viel Schlaf er braucht. Davon ist der Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums in Klingenmünster überzeugt. Schlafbedarf ist vor allem von den Genen und dem Alter abhängig.

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