Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium stehen Absolventen häufig vor dem Problem, keinen Arbeitsplatz zu finden. Um Lücken im Lebenslauf vermeiden und sich weiter qualifizieren zu können, gehen sie auf einen Praktikumsvertrag nach dem anderen ein – teilweise sogar unentgeltlich. Da die Konkurrenz vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften groß ist, können Unternehmen auf diese Weise gut ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte für sehr wenig Geld beschäftigen, wodurch der Anreiz, Festanstellungen zu vergeben, weiter sinkt.

Generation Praktikum – Fakten und Mythen

Was von den Medien als allgemeines Lebensgefühl einer ganzen Generation verkauft wird, trifft tatsächlich jedoch nur auf wenige Akademiker zu. Im Durchschnitt finden auch Angehörige dieser Generation genauso schnell einen Arbeitsplatz wie die Generation ihrer Eltern. Gerade in den Natur- und Ingenieurswissenschaften sind Praktika unüblich. Insgesamt leisten jedoch immerhin 12 % der Hochschulabsolventen ein Praktikum nach ihrem Studium ab. Grund für ein Praktikum ist in den meisten Fällen mangelnde Qualifikation. Es scheinen also vor allem zwei Dinge eine entscheidende Rolle dabei zu spielen, ob ein Hochschulabsolvent eine Praktikumsphase eingeht oder nicht: Zum Einen die Art der Ausbildung und zum Anderen die Jobaussichten im entsprechenden Berufsfeld. Während bei den naturwissenschaftlichen Fächern wesentlich mehr Wert auf die Ausbildung praktischer Fähigkeiten gelegt wird und Absolventen demzufolge direkt als Labormitarbeiter einsetzbar sind, ist die Ausbildung von Geistes- und Sozialwissenschaftlern eher theoretisch und weniger spezifisch. Demzufolge ist auch die Umstellung von der Uni auf das Arbeitsleben schwieriger. Zugleich zeigt sich, dass gerade im Bereich Medien häufig und gerne Praktika vergeben werden. Die Arbeitsplätze sind dort wesentlich umkämpfter. Diese Faktoren könnten erklären, warum manche Studenten von einer Praktikums-Laufbahn verschont bleiben und andere nicht. Allen Fachrichtungen ist jedoch meistens eines gemein: Die Befristung der Arbeitsstellen im Bereich der wissenschaftlichen Forschung. Auf diese Weise ist das Leben über einen längeren Zeitraum nicht planbar. Nur sehr wenige Absolventen erhalten von Anfang an unbefristete Stellen.

Jedes Praktikum verschärft die Situation

Besonders problematisch ist dies im Journalismus. Hier hat sich nicht nur bei vielen Verlagen die Sitte eingebürgert, verstärkt auf unterbezahlte Volontäre zurückzugreifen, sondern auch freie Mitarbeiter festangestellten Redakteuren vorzuziehen. Nicht selten sind lange und dabei schlecht bezahlte Praktika die Grundvoraussetzung für ein Volontariat. Auf diese Weise können Verlage ihre Kosten erheblich senken. Leider ist dies jedoch nicht die einzige Branche, in der versucht wird, ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte für wenig Geld zu bekommen. Absolventen stehen dabei vor dem Problem, dass sie selbst durch das Annehmen eines Praktikums zu der schwierigen Lage beitragen: Wenn das Angebot an günstigen Praktikanten vorhanden ist, müssen Unternehmen keine teuren und langfristigen Arbeitskräfte einstellen. Deswegen wird Absolventen geraten, eine Lücke im Lebenslauf eher in Kauf zu nehmen, als ein schlecht bezahltes Praktikum zu absolvieren. Zu viele Praktika können im Lebenslauf sogar abschreckend wirken, da zukünftige Arbeitgeber so den Eindruck erhalten können, dass der Bewerber bis jetzt noch keine feste Anstellung hat, weil er sich in den Praktika nicht entsprechend empfehlen konnte. Es ist also ratsam, bereits während des Studiums Kontakte zu knüpfen und die Studienzeit zu nutzen, um erste Berufserfahrung zu sammeln und sich danach in keinem Fall auf unbezahlte Praktika einzulassen, um die Situation nicht noch zu verschärfen.

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