Anonymisierte Bewerbungen werden ab Herbst von mehreren Großunternehmen getestet, da dies auch Personen eine Chance geben soll, die sonst womöglich keine Möglichkeit auf ein Vorstellungsgespräch hätten.

Die Unternehmen Deutsche Post, Deutsche Telekom, Procter & Gamble, L’Oréal sowie Mydays testen ab Herbst erstmals so genannte anonymisierte Bewerbungen. Auch das Bundesfamilienministerium beteiligt sich an der einjährigen Testphase.

Die Bewerber müssen in den Bewerbungsunterlagen keine Angaben zu Geschlecht und Alter, Herkunft, Familienstand und Religion machen. Christine Lüders, Initiatorin des Projekts und Leiterin der Antidiskrimierungsstelle des Bundes, verspricht sich durch diese Maßnahme mehr Chancen für sonst eher benachteiligte Personen.

Bisherige Studien haben gezeigt, dass Personen mit ausländischen Namen seltener zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, auch dann, wenn dieselben Qualifikationen wie die eines Bewerbers mit deutschen Namen vorliegen. Auch sind Mütter öfter benachteiligt gegenüber Frauen, die keine Kinder haben und erhalten öfter Absagen, wenn sie die Anzahl der Kinder nicht verschweigen.

Aus Wirtschaftskreisen wird das Projekt scharf kritisiert. So äußert sich der Arbeitgeberverband BDA, dass durch die anonymisierten Bewerbungen das Bemühen um Vielfalt in den Unternehmen verhindert würde, da der Arbeitgeber in diesem Fall nicht mehr gezielt Frauen oder ausländische Bewerber einladen könne. Demgegenüber äußert sich Lüders, dass jedoch die qualifiziertesten Bewerber herausgefiltert würden.

In den USA ist diese Art der Bewerbung bereits seit den 60er Jahren gängig und die Bewerber offenbaren ihre Identität erst beim Vorstellungsgespräch.

Ob sich die anonymisierten Bewerbungen auch in Deutschland durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. Betrachtet man die Vor- bzw. Nachteile dieser Bewerbungsform, ist es sicherlich schwierig, sich für eine Seite zu entscheiden, da die kritischen Aspekte von Seiten der Wirtschaft ebenfalls nachzuvollziehen sind.

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