Köln – Märkte analysieren, Zielgruppen definieren und Trends ermitteln: Um in der Marktforschung zu arbeiten, braucht es nicht unbedingt ein Psychologie- oder Wirtschaftsstudium. Eine andere Option ist die Ausbildung zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung (FAMS).

Die Fachkräfte arbeiten zum Beispiel für Firmen, um mehr über das Kaufverhalten der Kunden herauszufinden. Leonie Bock kam auf die Marktforschung über ihren Vater. Er arbeitete als freier Interviewer in dem Bereich und steckte sie mit seinem Interesse für Menschen und Produkte an. «Durch Zufall bin ich mit meiner Schwester im Internet auf die Ausbildung gestoßen», erzählt sie. Weil sie nach dem Abitur etwas Praktisches machen wollte, fiel ihr die Wahl dann nicht schwer.

Die
Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Sie kann aber auch auf zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Zwei Tage wöchentlich lernen die Auszubildenden in der Schule, den Rest der Arbeitswoche geht es dann ins Unternehmen. Ausbildungsbetriebe seien Marktforschungsinstitute, sagt Jörg Maas vom Joseph-DuMont-Berufskolleg Köln. Die Fachkräfte können aber auch bei den Unternehmen tätig sein, die die Studien in Auftrag geben.

In der Ausbildung werden Märkte und Zielgruppen untersucht. Auch die Trendforschung sei ein wichtiges Aufgabengebiet, sagt Maas. Konkret läuft es so ab: Zunächst wird für einen Auftrag ein Fragebogen entwickelt. «Anschließend wird die Befragung organisiert, die Feldarbeit durchgeführt und der so erhobene Datensatz ausgewertet», ergänzt Bock. Insgesamt sei das Aufgabenspektrum sehr weit gefasst.

Vom Auftragseingang bis zur Erstellung des Abschlussberichts war Leonie Bock in alle Arbeitsschritte involviert. Außerdem lernte sie in der Ausbildung alle fachlich relevanten Stationen kennen. «In jeder Abteilung war ich vier bis sechs Monate, um die jeweiligen Aufgabenstellungen und Besonderheiten des Teams zu lernen», erzählt sie. Besonders schön sei es gewesen, als das erste Ergebnis einer komplett selbst erstellten Studie abgeliefert werden konnte und sich Hypothesen bestätigen.

Wer sich für eine Ausbildung als Fachangestellter für Markt- und Sozialforschung entscheidet, sollte vor allem gegenüber neuen Dingen aufgeschlossen sein. «Neugierde ist das Wichtigste. Man muss sich für Menschen und Trends begeistern können. Außerdem auch für Produkte, die einen sonst nicht so interessieren», sagt Bock.

Deutsch und Mathe sind ebenfalls wichtig. «Zum einen werden die Ergebnisse zu Papier gebracht. Zum anderen hilft ein mathematisches Verständnis bei der Auswertung und bei den kaufmännischen Aufgaben», sagt Maas.

Paul Ebsen, Pressereferent von der Bundesagentur für Arbeit, ergänzt: «Deutsch braucht man, um Verbraucherumfragen am Telefon abzuwickeln und Rechercheergebnisse aufzubereiten.» Ebenfalls gefragt sind Fremdsprachenkenntnisse. «Um internationale Marktstudien verstehen und sich in weltweit agierenden Unternehmen verständlich machen zu können, sind bereits in der Ausbildung Fremdsprachen, wie Englisch, unabdingbar», erklärt Ebsen.

Grundsätzlich werde ab einem Hauptschulabschluss ausgebildet, meistens haben die Bewerber aber Fachabitur oder das allgemeine Abitur. «88 Prozent der zukünftigen Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung von 2014 verfügten über die Hochschulreife, zehn Prozent über einen mittleren Bildungsabschluss», erklärt Ebsen.

Die Auszubildendenzahl für diesen Beruf ist relativ klein. «Die duale Ausbildung gibt es erst seit 2006 und ist dementsprechend noch recht neu», sagt Maas. 2014 erfasste die Bundesagentur für Arbeit 69 Ausbildungsanfänger. Auch die gemeldeten Ausbildungsstellen blieben auf einem stabil niedrigen Niveau. Im September 2016 wurden hier 70 Ausbildungsbetriebe gelistet.

In Zukunft möchte Leonie Bock ihrem Beruf treu bleiben. «Ich bin sehr zufrieden, weil der Job total spannend ist. Es ist wirklich abwechslungsreich, weil sich mit jedem Kundenauftrag die Anforderungen des Projektes ändern.» Außerdem möchte sie auch in Zukunft zeigen, dass viele Absolventen dieser praktisch ausgelegten Ausbildung bestens auf die Marktforschung vorbereitet sind. Es brauche nicht unbedingt ein Studium, sagt sie.

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(dpa/tmn)

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