Berlin – «Ich geh zur Polizei!» Das ist leicht gesagt, aber gar nicht so leicht getan.

Erstens sind die Zugangshürden recht hoch, unter anderem in Form des gefürchteten Auswahltests. Und zweitens gibt es «die Polizei» so gar nicht. Stattdessen existieren in Bund und Ländern mehrere Behörden, die Polizeiarbeit untereinander aufteilen – und alle selbst ausbilden.

In Grundzügen ist die Ausbildung aber überall gleich: Zur Auswahl stehen, zumindest theoretisch, der mittlere und der gehobene Dienst. Allerdings bilden viele Bundesländer schon seit Jahren nicht mehr für den mittleren Dienst aus.Wo es ihn noch gibt, steht er grundsätzlich allen Schulabsolventen mit Realschulabschluss offen. Bei der Bundespolizei etwa dauert die Ausbildung dann zweieinhalb Jahre.

Für den gehobenen Dienst brauchen Bewerber Abi oder wenigstens Fachabitur. Denn hier wird studiert. Was und wo genau, ist je nach Behörde und Bundesland wieder unterschiedlich. In der Regel erwerben die Bewerber aber in drei Jahren einen Bachelor, an eigenen Hoch- oder Fachhochschulen, und in einem dualen Studium.

Wer sich dabei und später im Job besonders auszeichnet, kann anschließend noch in den höheren Dienst wechseln – mit einem zweijährigen Master an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, in dem es vor allem um Führung und Management geht.

Akademisiert sich der Polizeiberuf also? Definitiv, sagt Mechthild Hauff, Sprecherin der Deutschen Hochschule der Polizei. «Das heißt dann aber nicht Verkopfung oder Theoretisierung – aber der Polizeiberuf ist inzwischen so komplex, dass es ohne akademische Qualifikation nicht mehr geht.»

Vor Studium oder Ausbildung kommt zunächst der Auswahltest. Welchen Ruf der hat, lässt sich schon an den Massen an Webseiten, Seminaren und Fachbüchern sehen, die Interessenten darauf vorbereiten wollen. Der Test besteht aus mehreren Teilen, die Details sind von Behörde zu Behörde wieder unterschiedlich. Ein Intelligenz- oder PC-Test, zum Beispiel mit Logik- und Gedächtnisaufgaben, gehört aber immer dazu, genau wie ein Einzelgespräch und eine ärztliche Untersuchung. Sporttests gibt es dagegen nicht mehr überall: Manche Polizeibehörden verlangen stattdessen aktuelle Sport- und Schwimmabzeichen.

Dazu müssen Bewerber gewisse körperliche Voraussetzungen erfüllen – Mindestgrößen und Vorgaben zum Body-Mass-Index. Ein Führerschein und Fremdsprachenkenntnisse sind in vielen Fällen ebenfalls Pflicht. Und natürlich gibt es Tabus: Wer vorbestraft ist, kann kein Polizist werden. Sichtbare Tätowierungen oder Piercings, im Gesicht zum Beispiel, sind in vielen Fällen ebenfalls ein Ausschlussgrund.

Hinzu kommen weitere Voraussetzungen: «Auf jeden Fall sollte man aufgeschlossen und flexibel sein, denn wir haben eine Fülle an unterschiedlichen Aufgaben und brauchen dazu Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über den Tellerrand schauen», sagt Ellen Kirschke, Personalsachbearbeiterin beim Bundeskriminalamt (BKA). Leistungsbereitschaft und Verantwortungsgefühl sind ebenfalls wichtig, genau wie Teamfähigkeit.

Daran zeigt sich schon, dass der Polizeiberuf kein Job wie jeder andere ist. «Es ist eben auch Aufgabe von Polizisten, körperliche Gewalt anzuwenden», sagt Oliver Malchow, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. «Und dadurch hat man als Polizist eben immer wieder mit entsprechenden Situationen zu tun.»

Solche «konfliktären Situationen», wie Malchow das nennt, sind eine Belastung: «Sie haben vielleicht Angst, dürfen die aber nicht zeigen.» Deshalb sind soziale Kompetenzen und Stressbewältigung Teil der Ausbildung, trainiert wird das zum Beispiel in Rollenspielen.

Fotocredits: Christian Charisius
(dpa/tmn)

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