In der Hochschullandschaft in Deutschland gibt es schon lange nicht mehr nur Jura, Betriebswirtschaft, Medizin oder Psychologie als Studium. Es gibt auch Eurythmie – der Ausdruckstanz von der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners. Bekannt vor allem von den Waldorfschulen. Seit 40 Jahren kann man Eurythmie studieren, seit 10 Jahren ist der Studiengang sogar staatlich anerkannt.

Ausdruckstanz statt Theorie pauken

Auf dem Stundenplan des Eurythmie-Studienganges an den privaten Unis stehen Laut- und Toneurythmie, Kunstgeschichte und auch Philosophie. Man beschäftige sich viel mit sich selbst und mit Naturbewegungen, beschreibt Andrea Heidekorn, Professorin für Sozialeurythmie, das Fach. Die Studenten schließen ihr Studium wie in anderen Studiengängen auch mit der Bachelorarbeit ab. Dazu kommt ein Referat, bei dem die Absolventen ihre Ergebnisse allerdings vortanzen müssen und dabei dann bewertet werden.

Der „TÜV“ für Studiengänge

Es gibt aber auch viel Kritik an den Lehren von Rudolf Steiner. Kritiker sind der Meinung, dass die Lehren antiwissenschaftlich seien, und das Theorie und Praxis zu sehr miteinander verbunden seien. Aber wer regelt eigentlich, welche Studiengänge staatlich anerkannt werden und welche nicht? Dafür gibt es einen Akkreditierungsrat, der für die Zulassung von Studiengängen zuständig ist und vor allem die formalen Aspekte der Anträge überprüft. Abgelehnt werden aber nur weniger als ein Prozent aller eingehenden Anträge. Darunter fallen beispielsweise „Kreativitätspädagogik“ oder „Marma-Yoga“.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

Eurythmie ist aber nicht der einzige kuriose Studiengang. In Freiburg gibt es mehrere Studiengänge, die sich mit Spiritualität beschäftigen. Dort gibt es Praxiswochen, in denen die Studenten ihre eigenen spirituell-religiösen Erfahrungen sammeln sollen. Auffällig: Finanziert wird das zuständige Institut von der Stiftung des Mystikers W. Jäger. Außerdem unterrichten nur katholische Theologen. In Freiburg gibt es zudem das „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“– dort werden Spuk und Gläserrücken erforscht. Es ist sogar ein Master in „Holistic Management“ geplant, und ein deutsch-indischer Doppelabschluss, in dem man in Sonnengruß und Atemtechnik geschult wird.

Die Karriere ist fraglich

Die Gründer dieser außergewöhnlichen Studiengänge sind sich einig: Die Karrierechancen sind gut, und das Berufsfeld groß. Aber als was arbeiten Menschen, die ihren Namen tanzen können oder vom Karten legen überzeugt sind?


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