Bachelor oder Diplom? Stellt der Wechsel an deutschen Universitäten wirklich ausschließlich Vorteile dar? Um eine bessere Vergleichbarkeit der deutschen Hochschulsysteme zu gewährleisten, wurde bereits 1999 unter dem Dach des „Bologna-Prozesses“ eine Annäherung der verschiedenen Hochschulwesen beschlossen, die sich bei uns in Deutschland insbesondere durch die Einführung des „Drei-Zyklus-Systems“. Das bedeutet das bisherige zweizyklische Diplom-Magister-System wird durch ein neues ersetzt.Die neuen akademischen Stufen gliedern sich nun wie folgt:1. Bachelor2. Magister3. DoktorgradOffen bleibt die Frage, ob diese Umstellung wirklich die erhofften Vorteile gebracht hat. Dazu sollen im Folgenden einige Aspekte der beiden Systeme miteinander verglichen werden.Obwohl der Bachelor-Abschluss durch seine kurze Studiendauer einen schnelleren Berufseinstieg möglich machen sollte, wird ein Aspekt oft außer acht gelassen: Das Bachelorstudium ist zwar im Allgemeinen zwei Semester kürzer, als bisherige Diplomstudiengänge, jedoch wird der zu lernende Stoff dadurch nicht leichter! Auch fehlen oft erste Arbeitserfahrungen, da Praxissemester gekürzt wurden.

Auf nationaler Ebene ist ebenfalls fragwürdig, ob Bachelorabsolventen in Bewerbungsverfahren die gleichen Chancen angerechnet werden, denn der nationale Bekanntheitsgrad des neu-eingeführten Studienabschlusses, liegt Umfragen zufolge noch weit hinter dem Diplomabschluss.Einen klaren Vorteil bietet der Bacherlorabschluss jedoch in jedem Fall: Der modulare Aufbau des Studiums ersetzt das bisherige sehr unflexible, einstufige Studiensystem des Diplomstudiengangs.Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass das Hauptproblem des Wechsels im deutschen Hochschulwesen heute vor allem in der gesellschaftlichen Etablierung und Akzeptanz des neuen Abschlusses liegt. Diese Problematik ist jedoch nicht Besorgnis erregend, sondern eine natürliche Konsequenz eines solchen Wandels. Reformen und insbesondere solch einschneidende Reformen im Bildungssystem benötigen Zeit. Zeit benötigen die Hochschulen, um sich entsprechend auf die neuen Abschlüsse einzustimmen und Zeit benötigt auch die Gesellschaft, um sie akzeptieren zu können.

 

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