Duisburg – Julian Schnieders ist schon früh auf ein Schiff gekommen – sechs Jahre alt war er, als der Onkel ihn auf seinem Binnenschiff mitnahm. «Das muss mich in jungen Jahren wohl so fasziniert haben, dass ich immer wieder und länger mitgefahren bin», sagt der heute 19-Jährige.

Der Onkel ging in den Ruhestand, als Julian 13 war. «Ich hatte aber immer das Bedürfnis, wieder auf einem Schiff zu fahren und zu arbeiten», erzählt Schnieders, der im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Binnenschiffer ist.

Seinen Ausbildungsplatz fand er auf einem modernen Tankschiff eines Familienbetriebs, die Chemie stimmte. Und so fährt Schnieders an Bord der «Charisma» jetzt regelmäßig über die Flüsse und Kanäle in Deutschland und dem angrenzenden Ausland fährt.

Und ohne diese Faszination geht es nicht, sagt Volker Müßig. Er ist der Leiter des Schulschiffes «Rhein», das in Duisburg-Homberg vor Anker liegt. Dort leben jedes Jahr rund 300 Auszubildende, die im benachbarten Schiffer-Berufskolleg die theoretischen Blöcke ihrer Ausbildung machen. «Wer Binnenschiffer wird, der muss diesen Beruf gern machen», sagt Müßig, der im Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) ist.

Auch Julian Schnieders hat bereits Erfahrung mit seinen Schichten – häufig heißen die 14/14. «Das bedeutet, dass ich zwei Wochen ununterbrochen an Bord bin und dann zwei Wochen frei habe», erläutert er. Allerdings bedeutet das auch, dass man nicht jedes Wochenende bei seinen Freunden oder der Partnerin sein kann.

Um die Ausbildung zum Binnenschiffer gut hinter sich zu bringen, müssen die jungen Leute einiges mitbringen. «Das ist weder ein Job für Mimosen noch für Egoisten», sagt Müßig. «Wir brauchen Leute mit hoher Sozialkompetenz, die ein gutes technisches Verständnis haben und bei allem einspringen, was zu tun ist», sagt Klaus Paulus, der Schulleiter des Schiffer-Berufskollegs Rhein.

Dabei kommt es heute nicht mehr so auf die Kraft an. «Vieles wird inzwischen per Joystick oder Touchscreen bedient», sagt Azubi Schnieders. Trotzdem vermittelt die Schule die Grundlagen dessen, was sich hinter Technik und Mechanik verbirgt.

Formale Voraussetzungen verlangen die Binnenschiffer nicht. «Früher war das ein Beruf, der lauter Leute ohne Schulabschluss eingesammelt hat», sagt Müßig. Das sei nicht mehr so. «Man muss ein technisches Grundverständnis mitbringen und die deutsche Sprache beherrschen», sagt Paulus. Auch Englisch werde immer wichtiger und abgeprüft. Viele Auszubildende seien Umschüler – der älteste war 54 Jahre alt. In einem normalen Jahrgang variiere das Alter zwischen etwa 16 und 30 Jahren. Auch immer mehr Frauen gibt es in der Ausbildung.

Arbeit gibt es für die Bootsleute auf Passagier-, Güter- oder Tankschiffen. Auch Fähren und Schlepper können Einsatzorte sein. Die Binnenschiffer sind für Schiffe und Ladung gleichermaßen verantwortlich. Sie seien «Maschinisten, Elektriker, Maler und Hauswirtschafter in einem», sagt Paulus.

Nach der Bootsmannprüfung, wie die Gesellenprüfung heißt, können die Binnenschiffer neuerdings einen Meister machen. Außerdem gibt es die Möglichkeit eines dualen Studiums an der Hochschule in Elsfleth. An der Elbe in Schönebeck gibt es außerdem eine weitere Schule für die Azubis. Unter den Ausbildungsberufen gehört der Binnenschiffer mit zu den bestbezahlten, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung ermittelt hat: Sie verdienen durchschnittlich 936 Euro im ersten Jahr, 1071 Euro im zweiten und im dritten schließlich 1208 Euro.

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(dpa/tmn)

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