„Burn- out“ bedeutet „ausbrennen“. Jeder 9. Deutsche leidet aktuell unter den Symptomen dieser Modekrankheit. Doch wie ernst kann man diese Krankheit nehmen? Es stellt sich die Frage, ab wann Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit als Krankheit gelten können. Fünf Milliarden Euro kostet die falsche Behandlung von psychischen Erkrankungen das deutsche Gesundheitssystem. Es scheint, als würde in unserer Welt fast alles krank machen.

Hype um „Burn-out“

Der Chef der Rostocker Uniklinik für Psychosomatik ist der Meinung, dass es heute eine große Bereitschaft gibt, sich als überfordert anzusehen. Es gibt einen regelrechten Hype um das „Burn- out- Syndrom“. Ärzte diagnostizieren viel zu früh eine psychische Erkrankung- obwohl Herzschmerz, Stress und Müdigkeit leider zu unserem Leben dazu gehören. Doch viele Menschen glauben, dass die Arbeitswelt schuld sei, und nicht man selbst. Das Problem: Es gibt zu wenig Psychotherapeuten, sodass immer schneller Psychopharmaka verschrieben werden. Seit 2000 sind Verschreibungen von Antidepressiva um 130 Prozent bei Frauen, um 80 Prozent bei Männern gestiegen!

Auf Signale achten

Psychologe Dr. Tobias Haupt ist der Meinung, dass man auf Körpersignale hören sollte, um das Burn-out vorzubeugen. Er glaubt aber auch, dass man viel arbeiten kann, ohne krank zu werden. Dafür müsse man Anerkennung bekommen. Wenn man das Gefühl hat, dass niemand erkennt, was man leistet, kann es auf kurz oder lang zur Erschöpfung kommen. Vor allem motivierte Menschen trifft dieser physische und psychische Zusammenbruch. Wenn eine Situation so stark belastet, sind die Betroffenen machtlos, ignorieren das Problem aber häufig.

„Burn- out“ verharmlost Depressionen

Burnout wird nicht als eigenständige Krankheit, sondern nur als Einflussfaktor behandelt. Grund genug, die Diagnose „Burn- out“ zu hinterfragen. Psychiater Manfred Lütz ist der Meinung, dass den Leuten bei Schlaflosigkeit eingeredet werde, dass sie krank seien. Es werden immer wieder neue Krankheiten erfunden und Menschen ernennen sich selbst als „Burn- out“-Experte. Auch die Stiftung Deutsche Depressionshilfe warnt: Viele Menschen, denen Burn-out diagnostiziert wird, leiden an einer depressiven Erkrankung. Der Modebegriff gilt als Alternative, als eine verharmloste Bezeichnung von ernstzunehmenden Depressionen. Und dagegen kann Urlaub oder mehr Schlaf nicht helfen, sondern die Krankheit sogar verschlimmern. Längere Bettruhe kann beispielsweise zu noch stärkeren Depressionen führen. Bei stationären Aufenthalten werden mit Schlafentzug sogar Depressionen behandelt.


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