Sterben gehört zu unserem Leben dazu – leider auch auf der Arbeit. Eine Freundin erzählte mir vom Tod eines Kollegen und beschwerte sich über den Umgang des Trauerfalls in ihrem Unternehmen. Viele Firmen in Deutschland schweigen anscheinend über das heikle Thema. Da habe ich mich gefragt, wie die Geschäftsführung mit dem Tod – insbesondere der Mitarbeiter wegen – umgehen sollte, wenn der Schreibtisch eines Kollegen geräumt werden muss. Trauern oder weiterpowern?

Den Tod verarbeiten? Fehlanzeige!

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes sterben pro Jahr in Deutschland knapp 140.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter. Zurück bleiben neben der Familie auch Kollegen, Freunde, Vorgesetzte und Geschäftspartner. Während ihr im privaten Umfeld die Trauer zulassen könnt, bleibt im Job dafür oft kein Platz. Wenn ein Kollege verstorben ist, wissen viele Menschen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Auch die Vorgesetzten sind oft ratlos, wenn es darum geht, was euch als Arbeitnehmer in dieser Situation zuzumuten ist. Die Folge: Ihr unterdrückt den Kummer und schweigt über den Tod hinweg. Inakzeptabel, wie ich finde.

Trauerbewältigung durch Erinnerung

Ich denke, der Schreibtisch des Verstorbenen sollte nicht sofort geleert, sondern an ihn oder sie erinnert werden. Stellt Blumen oder Fotos auf, die euren Kollegen nicht einfach so aus dem Arbeitsalltag löschen. Die Geschäftsführung sollte weiterhin einen individuellen Plan erstellen, wie mit Todesfällen umgegangen wird. Denn oft liegt der Grund für den Tod des Kollegen auch an Problemen im Arbeitsalltag. Und für einen Betrieb ist schließlich nichts schlimmer, als ein Suizid wegen Mobbing, Stress oder Überforderung. Ich finde, eine umsichtige Kommunikation ist daher sehr wichtig, denn sie verhindert, dass die Kollegen diese Information erst durch die Medien erfahren. Doch leider sieht die Realität oft anders aus, wie ich am Beispiel meiner Freundin feststellen musste. Die Unternehmungsleitung hat den Fall direkt an die Personalabteilung weitergegeben und das Kollegium nicht persönlich informiert.

Notfalltelefon für Trauernde

Viele Unternehmen sollten sich ein Beispiel an der Handwerkskammer Koblenz nehmen: Bei einem Pilotprojekt wurde ein Notfalltelefon mit einem Palliativmediziner für trauernde Mitarbeiter eingerichtet. Die Betroffenen werden betreut und bei Bedarf an Psychologen oder Sozialarbeiter weitergeleitet. Leider ist ein solches Notfalltelefon noch der Einzelfall in Deutschland. Darum sollten Arbeitgeber unbedingt adäquate Konzepte entwickeln. Als Mitarbeiter könnt ihr Ideen einbringen, um das Thema präsenter zu machen. Einen Versuch ist es wert!

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