Bremen – Interesse am Thema Recht und die Verbindung zu Menschen: Beides gefällt Lisa Walter an ihrer Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten. Die 22-Jährige befindet sich am Ende ihres zweiten Lehrjahres. Sie lernt in der Rechtsanwalts- und Notarkanzlei s2h in Bremen.

Sie erzählt: «Insgesamt gefällt mir eigentlich alles an dem Beruf. Momentan bin ich im Bereich Notariat, fertige Kaufverträge an und habe Kontakt zu den Mandanten.» Vor allem das eigenständige Arbeiten macht ihr Freude.

Auch Ronja Tietje vom Bundesvorstand der Deutschen Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten in Berlin sagt: «Man kann unheimlich selbstständig arbeiten.» Im Team mit dem Anwalt könnten Fachangestellte viel gestalten – das mache die Sache spannend. Allerdings erklärt sie: «Es ist auch viel PC-Arbeit und trockene Recherche in Gesetzesbegründungen oder juristischen Datenbanken.»

Bewerber sollten sprachlich fit sein. «Der Beruf lebt von der Sprache», sagt Tietje. Zudem sind gute Deutschkenntnisse – inklusive guter Grammatik und Rechtschreibung – sowie Mathematik gefragt. «Wir haben viel mit Zahlen zu tun, etwa im Bereich der Zwangsvollstreckung oder Gebührenabrechnung. Trotz all der entsprechenden Software braucht man schon mal Zins- und Prozentrechnung.» Auch Englischkenntnisse werden immer wichtiger.

«Das Berufsbild wandelt sich vom bloßen Zuarbeiter oder der Schreibkraft zum qualifizierten Sachbearbeiter», sagt Rechtsanwalt Jan Witter, der sich bei s2h um die Gestaltung der Ausbildung kümmert. Er nennt weitere Voraussetzungen etwa die Fähigkeit strukturiert und analytisch zu denken. Der Umgang mit Menschen sollte den künftigen Fachangestellten ebenfalls liegen. Ein bestimmter Schulabschluss ist meist nicht erforderlich. «In den letzten Jahren haben sich bei uns aber eigentlich nur Abiturienten oder junge Leute mit Realschulabschluss beworben. Oder jemand, der auf der höheren Handelsschule war.»

Die duale
Ausbildung dauert drei Jahre. Sie findet in der Regel in der Berufsschule und in der Kanzlei statt. «In der Schule lernt man mit dem Gesetz umzugehen, wie Urkunden aufgebaut sind, wie ein Rechtsstreit zustande kommt, wie Urteile aussehen, was für Rechtsbehelfe man einlegen kann – man bekommt eigentlich alles beigebracht, was man grundlegend benötigt», zählt Lisa Walter auf.

Je nach Bundesland kann man einzeln oder kombiniert die Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten machen. Die Ausbildungsverordnung wurde vor rund drei Jahren komplett geändert, erklärt Witter. Seitdem werde kein Inselwissen mehr angehäuft. Stattdessen lernen die Azubis in einem fachspezifischen Kontext.

Die Ausbildungsvergütung hängt stark von den Empfehlungen der zuständigen Rechtsanwaltskammer ab. Im ersten Jahr bekommen die Azubis laut Tietje meist rund 600 Euro. Lisa Walter bekommt über drei Jahre gestaffelt zwischen 650 und 1000 Euro.

Die Chancen auf eine Anstellung nach der Ausbildung sind gut. Nicht nur die Kanzleien haben Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern, auch in der Wirtschaft oder Fachverwaltungen im öffentlichen Dienst gibt es Stellen. Manch einer legt nach der Ausbildung noch den Fachwirt obendrauf. Walter kann sich gut vorstellen, eine Weiterbildung zur Notarfachwirtin zu machen. «Das ist momentan der Bereich, der mir sehr gut gefällt. Da arbeite ich recht selbstständig, und das liegt mir sehr. Als Fachwirtin übernimmt man noch mehr Verantwortung.»

Fotocredits: Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen,Carmen Jaspersen
(dpa/tmn)

(dpa)