Bundesweit liegt der Anteil an männlichen Grundschullehrern bei 13 Prozent – im Vergleich: An Gymnasien liegt er bei 50 Prozent. Es gibt viele Grundschulen, an denen kein einziger männlicher Lehrer unterrichtet. Schuld sind Klischees und Ängste.

Klischees müssen aufgebrochen werden

Viele Männer sind der Meinung, dass man als Grundschullehrer nur bastelt und Kinderlieder singt. Die Politikwissenschaftlerin Sabine Hastedt betont, dass es um viel mehr gehe. Daher gibt es an vielen Universitäten bereits Projekte, in denen Klischees aufgebrochen werden sollen. Mehr männliche Grundschullehrer bedeutet auch mehr Heterogenität und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung. Längst nicht mehr kümmern sich nur Frauen um Kinder. Lehrer können als männliches Vorbild für junge Grundschüler dienen und leisten einen wichtigen, gesellschaftlichen Beitrag.

Projekte und Seminare gegen den Männer- Mangel

Pädagogen sind sich einig, dass es nicht um niedrige Gehälter geht, sondern darum, dass junge Männer glauben, nur mit Frauen zu tun zu haben oder in den Grundschulen nicht gefordert zu werden. Daher gibt es das Projekt „Rent a Teacherman“, bei dem in Bremen Lehramt Studenten für eine bestimmte Zeit als Aushilfe an Grundschulen dienen. Auch Seminare werden mittlerweile in Bremen angeboten, nur für männliche Lehramt Studenten. Dort wird über die Distanz zu Kindern diskutiert, es geht um Genderfragen und Klischees. Auch in Hildesheim gibt es Gender-Workshops, an denen Studentinnen teilnehmen. Denn sie können die Geschlechterbilder reflektieren und überlegen, wie Geschlechterstereotypen in Zukunft vermieden werden können. Das größte Problem: Männer stehen schnell im Verdacht, sexuellen Missbrauch zu begehen. Auch das ist ein möglicher Grund, warum viele Studenten auf ein Grundschullehramt Studium zu verzichten.

Folgen für Grundschüler

Man muss sich fragen, ob diese Feminisierung in den Grundschulen Auswirkungen für die Schüler hat. Vor allem für die männlichen. Der Bildungsforscher Christoph Fantini sagt, dass man bisher nicht nachweisen konnte, dass Jungen im Unterricht benachteiligt werden. Trotzdem haben Mädchen meistens bessere Noten, auch in Fächern wie Mathematik. Mädchen machen außerdem häufiger Abitur, das ist nachgewiesen. Eine entsprechende Männerquote für Grundschulen halten viele Experten aber nicht für sinnvoll. Das würde die Klischees nicht aus der Welt schaffen. Viel wichtiger ist persönliches Engagement, auch wenn es nicht ausgewogen viele männliche und weibliche Kollegen gibt.


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