Stuttgart – Einen Monat lang statt in Stuttgart im Ausland lernen? Der angehende Hotelfachmann Robert Bischoff musste nicht lange überlegen, als er von der Option erfuhr.

«Das klang einfach zu verlockend», sagte der 21-Jährige auf der
Bildungsmesse Didacta (14. bis zum 18. Februar) in Stuttgart. Er macht die Ausbildung im Maritim Hotel in Stuttgart, über eine Rundmail der Personalabteilung erfuhr er von der Möglichkeit. Und so verbrachte er im vergangenen Jahr einen Monat in Malaga und arbeitete dort in einem Hostel mit. «Ich habe das Gefühl, dass ich in der Zeit große Fortschritte gemacht habe», sagt er. Seine Spanischkenntnisse haben sich verbessert – und er traut sich nun zu, später auch länger im Ausland zu arbeiten.

Theoretisch kann jeder Lehrling ein Drittel seiner Ausbildungszeit im Ausland verbringen. Das Modell ist bislang aber noch nicht sehr verbreitet. 2016 legten rund 11 000 Jugendliche in der Lehre einen Auslandsaufenthalt ein. «Doch es werden jedes Jahr mehr», erläutert Mario Bürgel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Die meisten gingen für vier bis acht Wochen ins Ausland. Ob Europa oder die USA, Russland oder China – bei den Zielen gibt es kaum Grenzen.

Wer sich dafür interessiert, hat mehrere Möglichkeiten: Gerade größere Betriebe bieten ihren Auszubildenden mitunter von sich aus die Option an. Hier müssen Auszubildende also nur die Gelegenheit nutzen, wenn sie geboten wird. Doch der Schritt ist auch möglich, wenn ihn noch niemand aus dem Betrieb getan hat. Dann können Jugendliche sich zunächst etwa an die Informations- und Beratungsstelle für Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung
(IBS) wenden. Sie berät kostenlos und unabhängig von kommerziellen Angeboten. Gefördert wird sie vom Bundesbildungsministerium.

Gab es so etwas im Betrieb noch gar nicht, müssen Auszubildende allerdings mitunter Pionierarbeit leisten. «Nicht jeder Betrieb ist gleich begeistert, wenn der Azubi für ein paar Wochen ins Ausland gehen will», sagt Bürgel. Entscheidend sei dann eine gute Vorbereitung. Viele Ausbilder stimmten eher zu, wenn klar zu überblicken ist, was auf sie zukommt. Gut ist deshalb, wenn der Jugendliche konkrete Vorstellungen hat. Außerdem kann er damit argumentieren, dass er durch die Mitarbeit in einem ausländischen Betrieb interkulturelle Kompetenzen erwirbt – und ihm das später im Umgang mit Kunden hilft. Ein gutes Argument, wenn man etwa in einem Hotel arbeitet.

Ein guter Zeitpunkt, um ins Ausland zu gehen, sei das zweite Lehrjahr, rät Julia Beck von Go for Europe, einer Servicestelle, die Azubis bei der Organisation von Auslandsaufenthalten unterstützt. Über dieses Projekt ging auch Robert Bischoff ins Ausland. Hinter dem Projekt steht zum Beispiel der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag. Im zweiten Lehrjahr haben die Jugendlichen schon Fachwissen und können im Betrieb mitanpacken. Gleichzeitig sitzen ihnen noch nicht die Abschlussprüfungen im Nacken.

Grundsätzlich sei ein Auslandsaufenthalt für Azubis aus allen Berufen sinnvoll, sagt Beck. Sie achtet allerdings darauf, dass zumindest Grundkenntnisse in der jeweils erforderlichen Fremdsprache vorhanden sind. Hinterher hätten Jugendliche auf jeden Fall einen Pluspunkt im Lebenslauf. Viele Personaler sähen es gerne, wenn Jugendliche sich einmal fernab der Heimat bewiesen haben.

Teuer ist es auch nicht unbedingt, einen Auslandsaufenthalt zu machen. Robert Bischoff war über
Go for Europe für vier Wochen im Ausland und musste dafür einen Eigenbetrag von 150 Euro aufbringen. In diesem Betrag sind Flug und Unterkunft schon inklusive. Von seinem Arbeitgeber erhielt er auch in der Zeit seiner Abwesenheit seine Ausbildungsvergütung – das ist grundsätzlich Verhandlungssache.

Für Robert Bischoff ist die Sache eindeutig: Er hat seine Zeit im Ausland sehr genossen. «Ich würde das auf jeden Fall weiterempfehlen», sagt er.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Kristin Kruthaup,Kristin Kruthaup,Kristin Kruthaup
(dpa/tmn)

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