Maschen – Dass Detlef Holtz für ein Interview im norddeutschen Maschen zur Verfügung steht, ist fast ein Wunder. Mindestens aber ist es ein glücklicher Zufall.

Denn der Ingenieur, der als Inbetriebnehmer für Dampfturbinen arbeitet, ist seit Jahren auf der ganzen Welt zu Hause und aktuell zum ersten Mal in Europa tätig. «Abgesehen von der Antarktis war ich schon auf allen Kontinenten», erzählt Holtz. Australien, Indien, Taiwan, USA, Oman – das sind nur ein paar der Staaten, in denen er gelebt und gearbeitet hat. Detlef Holtz arbeitet für ein kleines deutsches Ingenieurbüro, das ihn regelmäßig für Projekte weltweit ausleiht.

Längst weiß der Ingenieur, wie er sich am besten auf den nächsten Auslandsaufenthalt vorbereitet: «Ich schaue mir an, in welcher Gegend des Landes ich arbeite und welche Sprache dort gesprochen wird.» Immer im Gepäck: Ein internationales Bilderwörterbuch und ein zweiter Reisepass. Außerdem empfiehlt er, vor Reiseantritt zu klären, wie es um die Gesundheitsversorgung im jeweiligen Land bestellt ist.

Lars Funk vom Verein Deutscher Ingenieure weiß: «Sehr häufig ist der Auslandsaufenthalt ein Karriereturbo.» Insbesondere in großen, international tätigen Unternehmen gehörten Auslandserfahrungen zum Standard, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu steigen. Schwieriger als der Auslandsaufenthalt selbst ist sich manchmal die Rückkehr nach Deutschland, gibt Funk jedoch zu bedenken.

Er empfiehlt deshalb, «die Modalitäten des Auslandsaufenthalts und vor allem die Rückkehr schon vorab glasklar zu besprechen.» Sind die Rahmenbedingungen des Auslandsaufenthalts nicht eindeutig geregelt, werden aus einem Jahr ungeplant schnell zwei, drei oder mehr Jahre Auslandsaufenthalt. Und auch Ingenieuren, die auf eigene Faust im Ausland arbeiten wollen, empfiehlt Funk einen Rückkehrplan.

Auch deshalb rät der Experte schon möglichst früh eine Auslandsphase einzubauen, beispielsweise während des Studiums: «Das erhöht die Jobaussichten auf jeden Fall. Aus unserer Sicht nehmen diese Chance viel zu wenig junge Menschen wahr.»

Auch Judith Schwellenbach vom International Office der FH Münster sieht in Auslandsaufenthalten eine große Chance für angehende Ingenieure. «Von denjenigen, die ein Auslandspraktikum absolvieren, haben immer welche die Möglichkeit, dort zu bleiben oder mit einem Jobangebot zurückzukommen.» Schwallenbach und ihre Kollegen der FH Münster vergeben Stipendien für Praktika und Auslandsprojekte weltweit.

Insbesondere im Ingenieurberuf seien die fachlichen Anknüpfungspunkte häufig besser als beispielsweise für Studenten der sozialen Arbeit: Hier seien die Sprache und unterschiedliche Strukturen oft eine Hürde zur Weiterbeschäftigung. «Aber auch menschlich sehen wir, wie die Studierenden sich entwickeln, etwa ihr Durchsetzungsvermögen verbessern», sagt Schwellenbach.

Sich weiterentwickeln, noch viele Ländern und Kulturen entdecken, das möchte auch Detlef Holtz – immer noch. Als nächstes Ziel steht Polen auf seinem Reiseplan. Wann genau das neue Projekt beginnt ist noch unklar. Aber die Koffer sind ja schnell gepackt.

Fotocredits: Frank Rumpenhorst,Anke Dankers,VDI
(dpa/tmn)

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