Ulm – Es sind Wesen aus anderen Galaxien und Welten, die Vivien Büttgen zum Leben erweckt. Zumindest für eine Vorstellung am Theater Ulm. Dort wird sie zur Maskenbildnerin ausgebildet. Dabei muss Büttgen eine ganze Palette an Frisuren und Schminktechniken im Kopf haben.

«Im Prinzip brauchen Maskenbildner einen kompletten Überblick darüber, wie sich der Stil im Laufe der Zeit verändert hat», sagt Florian Schubert von der Mephisto Maskenbildnerschule in Berlin. Ein Job, der viel Kreativität erfordert. «Grenzenlos ist meine künstlerische Freiheit aber auch nicht», sagt Büttgen. Denn als Maskenbildnerin muss sie eng mit den Regisseuren und Kostümbildnern zusammenarbeiten.

Vor neuen Produktionen stellt sie zusammen mit ihren Kollegen Masken, Perücken und Prothesen her. Vor der Aufführung schminkt und frisiert sie die Darsteller und legt ihnen Masken an. Damit sei die Arbeit aber noch nicht getan, sagt die 22-Jährige: «Auch während des Stückes sind wir da und müssen immer mal wieder nachjustieren, damit nichts verrutscht.» Nach dem Stück hilft sie den Darstellern wieder aus der Maske und schminkt sie ab.

Daraus ergeben sich teils lange Arbeitszeiten mit vielen Spätschichten, auch am Wochenende. «Maskenbildner haben in der Regel eine Sechs-Tage-Woche», sagt Florian Schubert. Vor allem freiberufliche Maskenbildner, die in der Filmindustrie arbeiten und Drehs am Set begleiten, hätten oft Tage mit 12 bis 16 Arbeitsstunden. «Da ist Flexibilität gefragt», sagt er. Das gelte auch in Bezug auf den Arbeitsplatz. «Man muss bereit sein viel zu reisen und für eine feste Anstellung auch die Stadt zu wechseln.»

Die Weiterbildungsmöglichkeiten im Berufsfeld seien gut, sagt Paul Ebsen von der Arbeitsagentur: «Einige Maskenbildner spezialisieren sich auf Kosmetik und arbeiten beispielsweise als Visagist.» Auch Florian Schubert berichtet, dass Maskenbildner oft an Orten arbeiteten, an denen man sie auf den ersten Blick nicht vermuten würde. «Zum Beispiel im Bundeskanzleramt oder in der Kosmetikabteilung von Kaufhäusern», sagt er.

Vivien Büttgen hatte bereits eine abgeschlossene Friseurausbildung absolviert, bevor sie sich dem Maskenbild gewidmet hat. Das sei von Vorteil, aber keine Voraussetzung für den Beruf, sagt Antje Schöpf, Chefmaskenbildnerin an der Frankfurter Oper. Denn ein wichtiger Bestandteil des Berufes sein nun einmal die Arbeit mit echten und künstlichen Haaren. «Auch Perücken müssen richtig geschnitten und gepflegt werden», sagt sie.

Rund jeder zweite Azubi beginnt die Ausbildung nach dem Abitur, noch einmal genau so viele haben die mittlere Reife (jeweils 45 Prozent). Die Ausbildungsvergütung liegt verglichen mit anderen Berufen im Mittelfeld. Laut Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit verdienen angehende Maskenbildner im ersten Lehrjahr rund 530 Euro brutto. Nach abgeschlossener Ausbildung liege der Verdienst dann bei etwa 1800 Euro brutto. «Oft gibt es bei Nachtschichten und Diensten am Wochenende aber auch Zusatzgagen», sagt Ebsen.

Eine große Bereicherung seien die Menschen hinter den Masken, sagt Vivien Büttgen. «Man arbeitet im Theater viel mit Schauspielern und Kollegen, die aus der ganzen Welt kommen», erzählt die 22-Jährige. «Für mich fühlt es sich manchmal gar nicht so an, als würde ich arbeiten, sondern mehr so, als sei ich einfach unter Freunden und würde mein Hobby ausleben.»

Fotocredits: Deniz Calagan,Deniz Calagan,Deniz Calagan,Deniz Calagan,Deniz Calagan,Deniz Calagan
(dpa/tmn)

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