Hannover – Jeden Tag von 8.00 bis 17.00 Uhr arbeiten, man kommt und geht gemeinsam mit den Kollegen, alle haben am Ende die gleiche Stundenanzahl auf dem Zettel: So sieht der Alltag in Unternehmen oft nicht mehr aus.

Weil die Arbeitszeiten flexibler werden, kann es vorkommen, dass innerhalb eines Teams sein Kollege 100 Prozent arbeitet, der andere 30 Stunden und wieder ein anderer halbtags beschäftigt ist. Das bietet Vorteile für jeden einzelnen Mitarbeiter. Für ein Team kann das aber Konflikte mit sich bringen.

Im Kern geht es dabei meist um zwei Probleme: Auf der einen Seite haben Mitarbeiter in Teilzeit unter Umständen das Gefühl, keine verantwortungsvollen Aufgaben mehr zu bekommen und wichtige Information zu verpassen. Bei den Vollzeit-Kräften dagegen herrscht Unmut, weil sie glauben, zusätzlich Arbeit machen zu müssen.

Liegen gebliebene Aufgaben nicht zu Hause machen

Die wichtigste Grundregel, damit Konflikte möglichst gar nicht erst entstehen, ist Karrierecoach Bernd Slaghuis zufolge: «Klarheit schaffen.» Das gilt vor allem für das innere Bewusstsein. Man müsse sich darüber klar sein, dass man auch mit weniger Stunden leistungsstark und eine Hilfe für das Team sein kann.

Dann könne man besser mit den Schwierigkeiten umgehen, die sich mit der Teilzeit ergeben. «Wer sich für weniger Stunden entschieden hat, sollte sein Arbeitspensum dann auch tatsächlich anpassen und liegen gebliebene Aufgaben nicht zu Hause erledigen.»

Auch ist es laut Slaghuis entscheidend, für sich zu klären, ob und, wenn ja, wie man für Kollegen oder Kunden außerhalb des Büros erreichbar ist. So wissen Kollegen oder Kunden manchmal gar nicht, wenn jemand in Teilzeit arbeitet. «Es ist wichtig, das zu kommunizieren – intern und extern.» Sonst wirke es als sei man ohne Grund ständig nicht bei der Arbeit.

Mediatorin und Coach Maxi Weiss rät denjenigen, die etwa in Teilzeit wechseln, ein möglichst hohes Maß an Flexibilität mitzubringen. «Man sollte so entgegenkommend wie möglich sein. Wer lediglich auf seinen Rechtsanspruch pocht, wird nicht auf viel Verständnis stoßen.»

Alle Seiten sollten berücksichtigt werden

Das gilt mitunter für die Frage, welche Projekte etwa die Teilzeitkraft übernehmen soll. So sei es wenig sinnvoll, einfach an den bisherigen Aufgaben festzuhalten, wenn diese mit reduzierter Stundenzahl nicht zu schaffen sind.

So sieht es auch Coach und Sozialpädagoge Uwe Boers vom Bundesverband Mediation. Im Sinne des Belegschaftsfriedens sei es wichtig, die Interessen des Unternehmens, die der Vollzeit-Kollegen und die des Teilzeit-Mitarbeiters unter einen Hut zu bringen. «Wenn ein Dienstplan beispielsweise nur nach den Interessen der Teilzeit-Mitarbeiter ausgerichtet ist, kann das zu Konflikten führen.»

Austausch ist das A und O

Wichtig sind laut Coach Slaghuis die Informationsflüsse: So sollten etwa Protokolle aus Meetings im Abteilungsintranet hinterlegt werden, damit sie für alle zugänglich sind, die nicht dabei waren. Slaghuis sieht aber nicht nur diejenigen in der Pflicht, die nicht in Vollzeit arbeiten. Es gebe nicht nur eine «Holschuld» der Teilzeitkraft, sondern auch eine «Bringschuld» der Vertretung, betont er.

Auch der Vorgesetzte spielt eine wichtige Rolle. Dieser müsse dafür sorgen, dass genügend Austausch herrscht. «Bei jedem zweiten Meeting sollte die Teilzeit-Kraft dabei sein können», sagt Mediatorin Weiss. «Und sei es per Telefon oder Skype.»

Außerdem sollte es regelmäßige Mitarbeitergespräche geben, um den reduzierten Kontakt während der Arbeitszeit auszugleichen. Und ein Vorgesetzter sollte ein Gespür für Konflikte mitbringen und es «frühzeitig ansprechen, wenn er mitbekommt, dass etwas nicht läuft.»

Fotocredits: Klaus-Dietmar Gabbert,Maxi Weiss,Armin Zedler
(dpa/tmn)

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