Berlin (dpa/tmn) – Wer von einer traditionellen Hochzeit in Weiß träumt, findet am Schaufenster von Marie-Theres Fischert in Berlin Gefallen. Da ist etwa die Puppe links mit dem Hochzeitskleid, das bis zum Knie reicht, die letzten zehn Zentimeter bis zum Saum sind aus Spitze.

Bei der Puppe ganz rechts geht der Rock aus Chiffon bis zum Boden, das Oberteil ist aus einem transparenten Stoff, der teilweise bestickt ist. Das Kleid in der Mitte des Schaufensters gibt es in groß für die Braut, und identisch in klein etwa für das Blumenmädchen. So unterschiedlich die Stile – eins haben die Kleider gemeinsam: Die Modelle sind in Weiß.

Marie-Theres Fischert hat sich 2008 gleich nach ihrer Ausbildung zur Modeschneiderin mit einem Maßatelier in Berlin selbstständig gemacht. Am Anfang machte sie vor allem Hosenanzüge und und Kostüme, Hochzeitskleider nähte sie nur hin und wieder. «Aber ich habe schnell gemerkt, dass mir die Brautkleider am meisten Spaß machen», erzählt sie. Ein Kleid zu entwerfen, dass zur Persönlichkeit der Kundin passt, mache Spaß. Inzwischen sind sie in ihrem Maßatelier zu viert und sie fertigen zwischen 80 und 100 Kleidern pro Jahr an.

Wer im Bereich Bridal Couture arbeiten will, setzt auf eine Nische im Modemarkt – doch auf eine, die wächst, sagt Susannah Carey. Sie ist beim Branchenblatt «Textilwirtschaft» Expertin für das Thema Brautmode und selbst Betreiberin eines Brautmoden-Fachgeschäfts. Lange Zeit hätten Hochzeitskleider ein eher verstaubtes Image gehabt. Doch in den letzten Jahren wandele sich das Bild. «Immer mehr Jungdesigner setzen auf den Bereich», erzählt sie.

Unklar ist, woran das liegt. Die Zahl der Eheschließungen ist seit Jahren relativ konstant. Carey hat trotzdem den Eindruck, dass die Nachfrage an Hochzeitskleidern gestiegen ist. «Es wird wieder häufiger groß und in Weiß geheiratet.»

Den Trend beobachten auch die Designerinnen Alexandra Fischer-Röhler und Johanna Kühl. Sie haben 2004 zusammen das Berliner Modehaus
Kaviar Gauche gegründet, seit 2009 bringen sie jedes Jahre eine eigene Hochzeitskleid-Kollektion auf den Markt.

Die Mode von Kaviar Gauche tragen Prominente wie Heike Makatsch oder Sibel Kekilli, manchem Fernsehzuschauer sind ihre Hochzeitskleider aus der Fernsehsendung «Germanys Next Topmodels» bekannt. Mittlerweile haben sie Geschäfte in München, Berlin und seit neuestem Düsseldorf. Ursprünglich haben die beiden Modedesign an der Modeschule Esmod in Berlin studiert und sich da kennengelernt.

Bei Kaviar Gauche gab es am Anfang häufig Kleider in Beige oder Puder. Irgendwann kamen die ersten Anfragen von Kundinnen, ob es so eine Art von Kleid wie aus ihrer Kollektion auch als Hochzeitskleid gibt. So machte das Duo die ersten Hochzeitskleider. Die kamen gut an und es entstand mit der Zeit auch die Idee, eine Hochzeitskollektion zu fertigen – für Kühl das «Kleid der Kleider».

Ob der Markt mit den Hochzeitskleidern schon gut besetzt ist oder noch mehr junge Designer aufnehmen kann, mag Carey von der Zeitschrift «Textilwirtschaft» nicht sagen. Maßschneiderin Fischert empfiehlt jedem, der in dem Bereich arbeiten will, eine Lehre zur Schneiderin zu machen. Eine Alternative kann ein Modedesign-Studium sein. Außerdem sollte man Fingerfertigkeit beim Nähen mitbringen, sowie den Willen zur Perfektion. Denn auch kleine Details wie einzelne Knöpfe müssen bei den Hochzeitskleidern stimmen. Was man später verdient, hängt extrem stark davon ab, wie gut sich die Kleider verkaufen. Und eins braucht es natürlich in dem Geschäft auch: Wer so gar nichts mit Romantik anfangen kann, ist da verkehrt.





Fotocredits: Klaus-Dietmar Gabbert,Robert Schlesinger,Sabrina Weniger,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert

(dpa)