Berlin (dpa/tmn) – Dieser Moment, wenn sie eine Theaterbühne betritt: Geblendet vom Licht erscheint die Umgebung schwarz. Ihr Körper kribbelt, das Adrenalin fließt in Mengen. Zwei, vielleicht drei Minuten dauere der Zustand der Aufregung, sagt Christina Tzatzaraki.

«Dann habe ich mich freigespielt und kreiere meine eigene Welt auf der Bühne.» Sie fühlt sich dann nicht mehr beobachtet, bekommt die Gefühle des Publikums aber dennoch mit, erzählt sie. «Die Zuschauer lachen bei einer lustigen Szene oder sind bei einer bedrückenden Szene still. Es ist toll, diese Reaktionen zu spüren.»

Tzatzaraki, 21, ist Schülerin auf der
Filmschauspielschule Berlin. Vor mehr als drei Jahren zog sie von der griechischen Insel Kreta in die Hauptstadt, um Schauspiel zu lernen. Jetzt steht sie kurz vor ihrem Abschluss.

Leidenschaft, Fantasie, Vorstellungsvermögen, Lust am Erzählen, Interesse an moderner und klassischer Literatur, Textverständnis, Gestaltungswillen. Bittet man Norbert Ghafouri, kurz aufzuzählen, was angehende Schauspieler mitbringen sollen, nennt er diese Punkte. Ghafouri ist Leiter der Filmschauspielschule, an der Tzatzaraki lernt.

Brauchen Schauspieler überhaupt eine Ausbildung? Diese Frage stellen sich einige Menschen. Denn mancher bekannte Schauspieler hat ohne Besuch einer Schauspielschule Karriere gemacht. Jürgen Vogel zum Beispiel. «Es gibt nicht den einen Königsweg», sagt Hans-Werner Meyer. Er ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Bundesverband Schauspiel und selbst bekannter Schauspieler. Einige studieren gar nicht, andere belegen nur einzelne Kurse zur Fortbildung. Eine Schauspielausbildung an einer Schule sei aber durchaus sinnvoll. «Da kann man sich ohne Druck ausprobieren.»

Michaela Uhlig hat eine klare Meinung zum Thema Ausbildung. «Schauspiel ist ein Handwerk», sagt die Leiterin der
Schule für Schauspiel Hamburg. Allein der Einsatz der Stimme für die Theaterbühne: Um sie kräftig und den Raum füllend einzusetzen und auch nach zwei bis drei Stunden Spiel nicht heiser zu sein, braucht es Übung.

In Deutschland gibt es ein gutes Dutzend staatliche Schauspielschulen und eine Vielzahl an privaten. Während die Ausbildung an staatlichen Schulen kostenlos ist, weil diese einen Bildungsauftrag vom Land haben, kostet das Studium an den privaten Schulen eine monatliche Studiengebühr. Tzatzaraki und ihre Mitschüler etwa müssen 550 Euro im Monat zahlen.

Gerade an den staatlichen Schulen, aber nicht nur dort, sei der Wettbewerb um die Aufnahme sehr hart, sagt Hans-Werner Meyer. Er rät dazu, sich an mehreren Schulen zu bewerben und die Entscheidung von den Schwerpunkten der Lehre abhängig zu machen.

Reich und berühmt werden: Dieses Hollywood-Klischee haben einige junge Leute, wenn sie von einer Karriere als Schauspieler träumen. «Wegen des Blitzlichtgewitters oder des Geldes sollte man den Beruf nicht ergreifen», sagt Hans-Werner Meyer. Die Realität eines Schauspielers sei eher die eines Kleinverdieners. «Es braucht für diesen Beruf Leidensfähigkeit und Nehmerqualitäten, um Durststrecken auszuhalten.» Für die Karriere braucht man außerdem Glück, um zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten an den richtigen Projekten zu arbeiten.











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(dpa)