Mannheim/Hamburg – Die Corona-Pandemie zwingt viele Schüler und Hochschüler zum Lernen in Eigenregie. Auf Dauer sinkt bei vielen dann die Motivation. Wie lässt sich das vermeiden?

Eines vorweg: «Die Lernenden sollten sich erlauben, jetzt unmotiviert zu sein und mal einen Hänger zu haben», sagt Oliver Dickhäuser, Professor für Pädagogische Psychologie an der Uni Mannheim. Wenn sich Prüfungen verschieben und vieles ungewiss ist, «kann die Freude am Lernen durchaus verloren gehen».

Was können Lernende trotz aller Schwierigkeiten selbst anstoßen? Für manche fehlt aktuell ein Lernumfeld mit Aufforderungscharakter: Also etwa die Lehrkraft, die Aufgaben kontrolliert, oder die Sitznachbarn in der Unibibliothek, die konzentriert vor sich hinarbeiten.

«Wenn ich feststelle, dass es zu Hause einfach nicht geht, weil meine drei Geschwister um mich herumturnen, dann sollte ich mir ein freies Plätzchen suchen, sei es im Wald oder im Keller», rät Dickhäuser. Wer merkt, dass er zum Lernen einen Taktgeber braucht, der könne sich über Skype mit anderen zusammenschalten. Und Lernende, die durch Feedback vom Lehrenden angespornt werden, sollten aktiv danach fragen.

13.37 Uhr: Minutengenauen Beginn einplanen

Wer sich schon nicht aufraffen kann, weil er damit zu kämpfen hat, dem Tag eine Struktur verleihen, kann auf ein paar Motivationstricks zurückgreifen. Lerncoach Hanna Hardeland rät zu kleinen Teilzielen. Einfach mal anfangen – das kann gelingen, wenn man sich einen minutengenauen Beginn für die Lerneinheit vornimmt. «Anstatt sich selbst zu sagen „Das mache ich am Nachmittag“, legt man fest „Um 13.37 Uhr fange ich an.» Je krummer die Anfangszeit sei, desto besser, findet Hardeland.

Je nach Persönlichkeit, kann es außerdem helfen, sogenannte Vermeidungsziele zu streichen. «Ab 13.37 Uhr sitze ich am Schreibtisch» sei besser als «Heute darf ich nicht wieder so spät anfangen wie gestern».

Methodisch kreativ werden

Einmal angefangen, geht das Lernen ja meist schon besser von der Hand. Damit es nicht zu schnell langweilig wird, sollten Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sich auch Pläne zu ihren Lernstrategien machen: «Ich kann mir überlegen: Wie kann ich methodisch kreativ werden?», erklärt Hardeland. Welche Aufgaben fallen leichter, wenn man dabei auf und ab geht? Wo lohnt es sich, auch mal mit anderen zu diskutieren?

Wenn jemand mit den digitalen Lernformen nicht gut klarkommt, rät Dickhäuser: «Hier sollte man prüfen: Gibt es eine andere Vermittlungsform für mich?» Vielleicht klappt es besser, das Lehrbuch zu lesen, als sich durch die Vorlesungsaufzeichnung zu quälen.

Realistisches Lernpensum finden

Doch wie lange gilt es dann auszuharren? Ein realistisches Lernpensum sollte sich in den höheren Klassenstufen zunehmend an dem orientieren, was der reguläre Stundenplan verlangt, empfiehlt Dickhäuser. Schülerinnen und Schüler, die sich zum Beispiel auf Abschlussprüfungen vorbereiten, können sich den Zeitraum von sechs Unterrichtsstunden vornehmen. «Das kann man auch in drei Mal eineinhalb Stunden mit geplanten Pausen einteilen».

Ein großer Vorteil sei, dass Schülerinnen und Schüler aktuell den Start ihrer Lerneinheiten selbst festlegen können, sagt Dickhäuser. «Normalerweise ist vor dem Hintergrund des Tag-Nacht-Rhythmus von Jugendlichen sehr ungünstig, dass die Schule um acht Uhr beginnt», so Dickhäuser. Den Lernbeginn könne man nun nach hinten verlegen.

Fotocredits: Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

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