Berlin – Jeder braucht sie, aber keiner fühlt sich für sie verantwortlich. Tee- und Kaffeeküchen sind in vielen Büros eine Quelle ständigen Ärgers. «Aus Studien geht hervor: Teetrinken dient der Arbeit», sagt Karriereberater Martin Wehrle.

«Oft fließen die wichtigsten Informationen beim informellen Austausch. Chefs sollten sich freuen, wenn die Mitarbeiter oft in der Kaffeeküche sind», meint Wehrle, Autor des Ratgebers «Der Klügere denkt nach».

Doch oft regiert da das Chaos, wie Autor Philipp Fischer in seiner Sammlung «111 Gründe, seine Kollegen zu hassen» festgestellt hat. «Es ist jeden Morgen das gleiche, und jeden Abend dann auch wieder», sagt er. Lauter Tassen mit Kaffee- und Teeresten, obwohl die Kaffeeküche doch auch so ein beliebter Ort zum Ratschen und Tratschen ist. «Man sollte meinen, während dieser wichtigen Tätigkeit könnte man auch gleich das Geschirr in die Maschine räumen.»

Während Fischer sich in schöner Regelmäßigkeit selbst des Chaos annimmt, kommen anderswo oft alte Rollenklischees zum Tragen, hat Wehrle festgestellt: «In vielen Firmen bedeutet «Frauenförderung», dass Frauen den Vortritt beim Teekochen haben.» Männer hingegen ließen sich gern bedienen.

Ein anderes Problem: der Tassenschwund. «Für die Mitarbeiter ist es jeden Tag von Neuem ärgerlich – peinlich wird es allerdings, wenn Kunden kommen und man ihnen nicht mal ein Getränk anbieten kann.» So kann das interne Problem für ein Unternehmen sogar zu einem öffentlichen Ärgernis werden. Was also tun?

Etikette-Expertin Christina Tabernig rät zur einfachsten aller Lösungen: «So wie man einen Raum vorgefunden hat – nämlich sauber – so sollte man ihn auch wieder verlassen.» Oft reicht das aber nicht, stattdessen braucht es klare Regeln und Putzpläne, sagt Rita Schilke, die als Aufräum-Coach Ordnung in Privathaushalte und Büros bringt. «Es muss klar sein, wer für das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine, das Zurückstellen der Tassen in den Schrank jeweils zuständig ist.»

Das könne im Turnus wechselnd immer eine andere Person oder ein anderes Team sein. «Oder es gibt eine Servicekraft, die dafür bezahlt wird.« Allerdings muss auch jemand diese Aufgaben koordinieren, betont Schilke.

So verhindert man eventuell Schlimmeres. Denn es gibt durchaus Eskalationsstufen in der Kaffeeküche, sagt Philipp Fischer: «Vom freundlichen Ansprechen der Kollegen über das Rumgebrüll bis zur Einmischung des Abteilungsleiters habe ich da schon alles erlebt.»

Damit es gar nicht erst so weit kommt, lohnt es sich, bei allen Nutzern ein gemeinsames Sauberkeitsverständnis herzustellen. «Das muss kein großer Akt sein, schafft aber für alle Klarheit», sagt Aufräum-Coach Schilke. So entschärft man nicht nur den Krisenherd Spülmaschine – sondern auch den eventuell noch gefährlicheren Kühlschrank.

«Man lernt immer wieder neue Formen von Schimmel kennen und sieht Wesen, die man biologisch gar nicht einordnen kann», sagt Autor Fischer. Je mehr Menschen das Gerät nutzen und ihre Lebensmittel darin vergessen, umso spannender wird es.

Ausmisten, und zwar regelmäßig, ist da der Rat von Schilke. «Es sollte angekündigte Reinigungstermine geben, bei denen alle Nutzer aufgefordert werden, mal nach dem Rechten zu sehen.» Wird in der Küche auch Essen zubereitet und im Kühlschrank aufbewahrt, sollte das einmal im Monat passieren. Sonst reicht ein vierteljährlicher Termin.

«Man kann an der Büroküche verzweifeln», sagt Fischer. Aber damit sei auch keinem geholfen. Also räumt er weiterhin die Spülmaschine ein und aus.

Literatur:

Philipp Fischer: 111 Gründe, seine Kollegen zu hassen: Tratschtanten, Karrieristen und Dilettanten – wenn der Büroalltag für dich zur Hölle wird! Schwarzkopf & Schwarzkopf 2016, 280 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3862655762

Martin Wehrle: Der Klügere denkt nach: Von der Kunst, auf die ruhige Art erfolgreich zu sein. Mosaik 2016, 432 Seiten, 15 Euro, ISBN-13: 978-3442392841

Fotocredits: Andrea Warnecke,Angelika Jürgens,André Heeger,Schwarzkopf & Schwarzkopf
(dpa/tmn)

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