Berlin – Papier einlegen, das kleine Symbol anklicken, fertig. Drucken kann ja eigentlich jeder – oder? Doch zwischen ein paar Blatt Papier und ganzen Büchern gibt es einen himmelweiten Unterschied. Und hier kommt der Ausbildungsberuf Medientechnologe Druck ins Spiel.

«Es ist schon interessant, wie so ein Buch entsteht, das man nachher in den Händen hält», sagt Viviane Brummerhoff. «Ich fand es spannend zu sehen, wie das genau funktioniert.» Sie absolviert bei Ruksaldruck in Berlin eine duale Ausbildung zur Medientechnologin Druck – obwohl sie vorher schon einen Bachelor in Druck- und Medientechnik gemacht hat. «Ich war der Meinung, dass mir noch das praktische Wissen fehlt», erklärt sie die Entscheidung.

Für die Praxis hat sie jetzt reichlich Gelegenheit: Ihr Arbeitstag beginnt mit einem Auftrag. Was ist heute zu drucken? Dann organisieren Brummerhoff und ihre Kollegen das Papier dafür, anschließend geht es an die Arbeit. «Dann müssen die Stapel gewendet, die Platten eingesetzt und getauscht werden, je nachdem», erzählt Brummerhoff.

Im Grunde macht sie also das, was früher der klassische Drucker gemacht hat – nur unter neuem Namen. «Als problematisch wurde die Berufsbezeichnung schon seit langem angesehen, Nachwuchsmarketing wurde mit diesem Namen immer schwieriger – und eigentlich ist der Name auch nicht treffend», sagt Theo Zintel, Referent für Bildung beim Bundesverband Druck und Medien (BVDM). Die Lösung fand sich im schon existierenden Mediengestalter: Analog dazu entstand 2011 der Medientechnologe.

Der Name ist aber nicht nur ein schickes neues Etikett. Er ist auch ein Hinweis darauf, dass es in dem Job um mehr geht als um Tinte und Papier. Denn ohne Technik kein Druck, sagt Zintel – und das seit Jahren: «Die Digitalisierung war bei uns im Grunde in den 70er, 80er Jahren des letzten Jahrhunderts durch. Die Prozesse werden heute aber natürlich noch weiter digitalisiert, und es gibt auch weitere Veränderungen.»

Was bedeutet das für den Nachwuchs? «Wichtig ist, dass die Auszubildenden keine Angst vor Veränderung haben», sagt Stefan Mail. Er ist Geschäftsführer bei Mail Druck + Medien im westfälischen Bünde. Bei seinen Azubis achtet er unter anderem darauf, dass sie sicher im Umgang mit Computern sind. Denn ohne geht es im Druckerhandwerk nicht mehr.

Was müssen Auszubildende zum Medientechnologen Druck sonst noch mitbringen? Etwas Fitness für die körperliche Arbeit zum Beispiel. Hinzu kommen Englischkenntnisse, für die Computersoftware etwa. Und ein gutes Auge. Denn bei der Qualitätskontrolle muss ein Drucker sehen, ob die Farben stimmen.

Auf einen bestimmten Schulabschluss will Mail sich dagegen nicht festlegen. «Bei uns kann sich jeder bewerben», sagt er. «Ein mittlerer Schulabschluss ist zwar gewünscht, ein Hauptschulabschluss zum Beispiel muss aber auch kein Problem sein.» Wichtiger sei ihm Engagement und ernsthaftes Interesse am Beruf.

Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann sich über gute Jobaussichten freuen. Denn auch die Drucker haben Nachwuchssorgen – auch wenn der Fachkräftemangel längst nicht so groß ist wie in anderen Branchen, so Zintel. Wer sich für die Ausbildung interessiert, finde in der Regel aber auch einen Platz.

Während der dreijährigen Ausbildung ist die Vergütung für angehende Medientechnologen ganz ordentlich: Um die 1000 Euro bekommen Azubis in der Industrie laut Bundesagentur für Arbeit, je nach Lehrjahr. Nach der Ausbildung gibt es diverse
Weiterbildungsmöglichkeiten – zum Techniker, zum Industriemeister oder als Studium.

Fotocredits: Florian Schuh,Florian Schuh,Florian Schuh,Florian Schuh,Florian Schuh,Florian Schuh,Florian Schuh,BVDM
(dpa/tmn)

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